Nach rund hundert Presseterminen in vier Tagen rauchen uns die Köpfe. Welche Spiele uns auf der Gamescom am besten gefallen und welche Premieren uns am meisten überrascht haben, erfahrt ihr in der nächsten Woche. Ein Sieger steht jedoch jetzt schon fest: Den Preis für die enthusiastischste Spielepräsentation geht an die Jungs vom polnischen Entwickerstudio CD Projekt RED. Bei kaltem Bier wurde "The Witcher 2: Assassins Of Kings" selbstbewusst als das beste Rollenspiel aller Zeiten angepriesen. Die Konkurrenz wurde veralbert, man ließ die Künste der eigenen Programmierer und die Leistung der für "The Witcher 2" stark verbesserten Gameengine hochleben. Soviel unaufgesetzte Euphorie für das eigene Produkt hob sich erfischend vom routiniert abgespulten Programm anderer Anbieter ab.
Die Krönung war jedoch das Presskit, das jeder Journalist in die Hand gedrückt bekam: Neben einem putzigen Papercraft-Modell von Hexer Geralt zum Selberbasteln gab es einen Notizblock, dessen erste Seiten bereits mit übertrieben überschwänglichen Notizen, Zeichnungen und Diagrammen vollgekritzelt waren. Man durfte also auf das Mitschreiben verzichten und konnte sich ganz auf das polnische Bier und das polnische Gameplay konzentrieren. Dieser Job kann sehr, sehr schön sein.
Gerade in der „Fable III“-Präsentation: Während Peter Molyneux über die neuen Möglichkeiten seines kommenden Rollenspiels philosophiert, zeichnet er. Jede Feststellung wird auf dem Papier mit energischen Linien unterstrichen, jedes Feature mit einem krakeligen Bildchen illustriert. Dazu liegen vor dem Game-Designer dutzende leere Blätter und ein Arsenal an Stiften.
Auf diesem Kunstwerk zu sehen: der Verlauf der Story und mit ihr der Wechsel im Gameplay. Erster Akt, der Kampf um eine wachsende Anhängerschar und die Revolution gegen den Tyrann Logan. Zweiter Akt, die Herrschaft über das gewonnene Reich.
Ach ja, das Spiel selbst sieht übrigens auch großartig aus.
Keine Sorge. In den nächsten Tagen und Wochen lest ihr hier alles über die tollen künstlerischen Spiele der Messe, alles über die Journeys, Kirbys und Project Dusts. Am dritten Tage in Köln, wo die Aufnahmefähigkeit für subtile ästhetische Details schon nachlässt, wurden meine Synapsen vor allem von Beats in Schwung gebracht. Ich liebe Hip Hop und habe vor 15 Jahren selber das Mikrophon auf Bühnen geschwungen. Die Texte waren derbe, der Flow ließ leider zu wünschen übrig. Mit „Def Jam Rapstar“ kann ich diesen endlich trainieren: 45 Tracks von Method Man, Ice Cube, Kanye West oder Peter Fox stehen in diesem ersten ernst zu nehmenden Hip Hop Musikspiel zur Auswahl. Bewertet wird die Tonhöhe, der Flow und die Textgenauigkeit. Doch „Rapstar“ ist mehr als ein „Singstar“ für Wannabe MCs. Die Webseite zum Spiel stellt ein eigenes soziales Netzwerk dar, in dem man seine eigenen Performances hochladen kann. Spieler können sich zu Crews zusammenschließen, Freestyles hochladen oder Beef ausfechten, der durch Publikumsvoting entschieden werden kann. So wird das Spiel zu einer harten, aber veritablen Schule für den Reimernachwuchs. Mögen aus absoluten Beginnern absolute Giganten werden.
von Heiko Gogolin / August 19th, 2010 /
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GEE ist für den European Games Award 2010 in der Kategorie „Best Games Magazine” nominiert. Den Gewinner des Preises, der am 14. August in Köln verliehen wird, bestimmen aussschließlich die Leser. Also registriert euch und wählt uns zum besten Videospielmagazin Europas - sonst stirbt der Hase ...
von Christian Neeb / August 6th, 2010 /
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Oliver Uschmann schreibt nicht nur in versiert aneinander gereihten Worten im GEE Magazin über Videospiele, sondern ist auch ein derber und derbe erfolgreicher Buchautor. Die Ausstellung „Ab ins Buch“ im Kulturgut Haus Nottbeck erweckt die Welt seiner „Hartmut und ich“-Romane zum Leben. Deren Protagonisten quatschen gerne stundenlang über Games, insofern findet sich in den begehbaren „Kulissen“ der Bücher auch eine Ecke mit 150 Playstation Titel zum Ausprobieren. Dazu werden unter anderem die Gaststätte aus dem Roman „MURP!“ oder der Horrorkeller aus „Hartmut und ich“ zum Leben erweckt.
Neben den interaktiven Exponaten stehen auch Veranstaltungen auf dem Programm. Am Mittwoch heißt es ab 14.00 Uhr etwa „Lokalsport“: Oliver Uschmann liest die gesammelten Fußballerlebnisse von Hartmut und ich. Dazu spielt die Band Alex Amsterdam Indiepop, und dem abersowasvon glorreichen Einzug von Deutschland ins Achtelfinale der WM kann gemeinsam bei Grillwurst beigewohnt werden. Nächste Woche Freitag, also am 02. Juli, gibt es in der Reihe „Hartmut interviewt“ ein Doublefeature aus der Gameszene: Daedalics Kreativleiter Jan Müller-Michaelis („Edna bricht aus") und GEE Chefredakteur Heiko Gogolin stellen sich gemeinsam auf der Couch Hartmuts Fragen.
Dieses und andere Gespräche mit Literaten, Musikern oder Menschen aus der Spielewelt sind anschließend im Netz auf 2010lab.tv zu sehen.
Am Sonntag, den 14. Februar, ist Valentinstag. Da zeigt man seinen Liebsten mit kleinen Geschenken, wie gern man sie hat. Das wollen auch wir tun, und überlassen euch diesen kleinen Film, der eure Herzen hoffentlich genauso zum Rasen bringt wie unsere. Schickt ihn nach Lust und Laune in der Welt herum, damit auch eure Liebsten sehen, für wen euer Herz wirklich schlägt. In diesem Sinne einen schönen Valentinstag.
von Moses Grohé / Februar 12th, 2010 /
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Während auf der Elbe die Eisschollen treiben, können wir es kaum erwarten unseren nächsten Unterwasser-Ausflug zu starten: Die Test-Version von „Bioshock 2” ist schon auf dem Weg zu uns. Die Wartezeit verkürzen wir uns mit dem neuen Werbespot zum Tiefsee-Shooter. Den Test zum Spiel gibt es in der kommenden GEE. Ab 1. Februar am Kiosk.
Platz 5: „Let’s Tap" (Sega, Wii)
Ich weiß nicht, was geringer ist: der Umfang dieser Minispielsammlung oder die Qualität der meisten darin enthaltenen Spiele. Aber die „Tap Runner“ Disziplin holt alles wieder raus. Vier Spieler legen ihre Wiimote auf einen Pappkarton, tippeln darauf mit ihren Fingern und steuern so eine Figur um die Wette durch einen krassen Hindernisparcours. Taptop!
Platz 4: „Machinarium" (Amanita Design, PC / Mac)
Kaum ein Genre setzt so sehr auf elaborierte Geschichten wie Adventures. Um so erstaunlicher, dass das beste von ihnen aus diesem Jahr ohne ein gesprochenes oder geschriebenes Wort auskommt. Dass „Machinarium" trotzdem mehr sagt als 500 Seiten lange Bücher, muss dem Spiel erstmal jemand nachmachen.
Platz 3: „Mystery Case Files: MillionHeir" (Big Fish, PC / DS)
Durch die DS-Version des PC Klassikers habe ich dieses Jahr Wimmelbildspiele für mich entdeckt. Action gibt es den Tag schon genug. Abends im Bett ohne Leistungsdruck Gegenstände in bis obenhin mit Tinnef vollgestellten Bildern zu suchen, entspannt wie autogenes Training.
Platz 2: „Plants Vs. Zombies" (Popcap, PC / Mac)
Ich liebe aufs Wesentliche reduzierte Spiele. Aber manchmal ist mehr tatsächlich mehr. „Plants Vs. Zombies“ variiert sein Tower Defense Gameplay in so vielen unterschiedlichen Spielmodi, die mit Knoff Hoff miteinander verschachtelt werden, das es auf den Lehrplan in jeden Game Design Studiengang gehört.
Platz 1: „New Super Mario Bros." (Nintendo, Wii)
Zugegeben: Ich bin soooo berechenbar. Aber kein Spiel hat dieses Jahr derart gekickt wie das Super Mario Quartett. Es holt mit einem Minimum an Innovation ein Maximum an Spielspaß heraus. Solch ein selbstsicheres Spiel macht man nur, wenn man niemanden mehr etwas beweisen muss.
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von Heiko Gogolin / Dezember 31st, 2009 /
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Platz 5: Flower (ThatGameCompany, PS3)
Ich habe nie davon geträumt, als Wind durch Wiesen zu wehen, aber seit ich „Flower" gespielt habe, weiss ich, wie schön das wäre. Und neben diesem tollen Gefühl gibt es auch noch diverse Geheimnisse und sogar spielerisch anspruchsvolle Passagen zu entdecken. Poetisch, schön und überraschend.
PLatz 4: Uncharted 2 (Naughty Dog, PS3)
Aberwitzige Action, gefällige Story und große Bilder. Nathan Drakes Abenteuer ist die Videospielvariante des Popcorn-Kinofilms und hat mich so bis zum Schluss gut unterhalten. Wahnsinn, wie oft mir hier der Halt unter den Händen oder Füßen weg gebrochen ist. Und irre, wie ich mich trotzdem immer wieder gerettet habe.
Platz 3: Gravity Sling (Riptide Games, iPhone)
Auf dem iPhone habe ich wohl die meisten Spiele ausprobiert in diesem Jahr. Am schönsten finde ich bis heute dieses kleine Game um den Astronauten, der zurück zu seinem Shuttle will. Nach einem kleinen Schubs fliegt er durchs All, umkreist Planeten – manchmal minutenlang – und zeichnet dabei schöne Muster in den Sternenhimmel.
Platz 2: DJ Hero (FreeStyleGames, Xbox 360 / PS3)
Auch wenn ich nie DJ sein wollte, hatte ich viel Spaß mit dem Plastik-Plattenspieler. Zu dritt an einem Turntable, mit zweien gegeneinander oder allein auf der Jagd nach Highscores und neuen Mixen. Die sind nämlich das Highlight des Spiels, denn so hat man die verwendeten Lieder noch nie gehört: 50 Cent mit David Bowie, Gorillaz mit Blondie oder Queen mit den Beastie Boys.
Platz 1: Bayonetta (Platinum Games, Xbox 360 / PS3)
Meine Kollegen meinen, dass sei geschummelt, weil das Spiel offiziell ja erst im nächsten Jahr bei uns veröffentlicht wird. Aber ich habe es nun mal schon durchgespielt, und alles andere als Platz Eins für diesen Wahnsinn wäre falsch! Urknall Bonus for the win.
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Platz 5: „Infamous“ (Sucker Punch, PS3)
Spiele, in denen man die Wände hoch ging und anderen Leuten aufs Dach stieg, gab es in diesem Jahr viele: „Prototype“, „Assassin’s Creed 2“, „Saboteur“... Urban Freeclimbing war der Gaming-Trend 2009. Aber so leichtfüßig wie in „Infamous“ war man sonst nirgends unterwegs. Ein gutes Beispiel dafür, wie Videospiele uns das Unmögliche erleben lassen. Und zudem ein wirksames Hausmittel gegen Höhenangst.
Platz 4: „Fallout 3: The Pitt“ (Bethesda, Xbox 360 / PS3 / PC)
Mit dem Add-On „The Pitt“ für „Fallout 3“ holt man sich ein wunderschönes Stück Hölle auf die Konsole: In den Ruinen von Pittsburgh dient der Mensch nur noch den Maschinen: Riesige Metallpressen geben den Takt an, aus rostigen Rohren zischt der Dampf, und über all dem ragt ein offensichtlich von einem Wahnsinnigen zusammen gezimmertes Stück Industriearchitektur in den giftig glühenden Himmel. Ein Traum.
Platz 3: „The Path“ (Tale Of Tales, PC)
Die Werke des Independent-Studios Tale Of Tales bewundere ich wegen ihres verspielten, schnörkeligen und vielschichtigen Zeichenstils und ihrem Mut zum Experiment. Die Rotkäppchen-Variation „The Path“ ist nicht nur die beste Märchenwald-Simulation aller Zeiten, sondern auch der fröhlich winkende Abschied von so lästigen Videospiel-Dogmen wie dem Highscore und dem Geschwindigkeitswahn.
Platz 2: „AaaaaAAaaaAAAaaAAAAaAAAAA!!!“ (Dejooban, PC)
Andererseits: Geschwindigkeit und das Sammeln von Punkten kann süchtig machen! Immer dann, wenn ich vor dem Rechner sitze und eigentlich etwas wichtigeres machen sollte – zum Beispiel einen GEE-Beitrag schreiben –, stürze ich mich viel lieber von den ins Nichts gebauten Gebäuden in „Aaaaa...“. Der freie, zielgerichtete Fall als Spielprinzip: Mein Geheimtipp 2009.
Platz 1: „Persona 4“ (Atlus, PS2)
Ganz ehrlich? Seit „Silent Hill 2“ war ich von keinem Spiel so berührt und besessen: „Persona 4“ nimmt glaubhafte, sympathische Figuren und wirft sie in eine Welt, die auf den ersten Blick bizarrer und surrealer nicht sein könnte, die Protagonisten letztendlich aber nur mit den Schattenseiten ihrer eigenen Persönlichkeit konfrontiert. 100 Stunden Videospielkunst, die jedem Zweifler den Glauben an bedeutsames Gamedesign zurückgeben.
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von Oliver Klatt / Dezember 29th, 2009 /
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