Alles aus ‘Gesellschaft’

Igelspezialisten

In der neuen Ausgabe des GEE Magazins, die am kommenden Montag erscheint, wirft unser Autor Oliver Uschmann in der Reihe „Rückspiel“ einen Blick zurück auf „Sonic The Hedgehog“. Bei der Recherche stieß er auf ein umfangreiches Fan-Universum, das unabhängige Projekte und liebevolle Online-Magazine beinhaltet. Ein Einblick. Es ist ein Diagramm, wie es sonst nur Soziologen per Power Point an die Wand projizieren. Ein Kreislauf der Enttäuschung, den unbekannte Fans entworfen haben, um zu zeigen, wie sie sich jedes Mal fühlen, wenn ein neues Spiel der „Sonic“-Reihe erscheint. Spannung und Euphorie bei der Ankündigung, Skepsis bei den ersten Details, Enttäuschung beim Spielen des fertigen Produkts: der „Sonic Cycle“. „Fans der ersten Stunde sind der Meinung, dass der Sprung in 3D nicht all zu sehr geglückt ist und SEGA nicht auf seine Fans hört“, erklärt Markus Beste. Gemeinsam mit acht weiteren passionierten Igelspezialisten betreibt er die Seite www.spindash.de, ein überaus attraktives und kompetentes Angebot von Fans für Fans. Aus seiner Sicht und der René Pahlkes – Spindash-Fachmann für die handwerklichen Aspekte des Gamedesigns – ist der Sprung der Reihe zu 3D allerdings meist gelungen. „Man nehme nur ‚Sonic Adventure 2 Battle’“, sagt er, „eine überraschend erwachsene Handlung über das Leben, den Tod und ein so genanntes Neuro Immundefektsyndrom als Synonym für AIDS.“ In der Tat ein Ansatz, den man so eher in einem Rollenspiel von Peter Molyneux statt in der bunten Welt Sonics erwartet. Unter den 2D-Spielen kürt die Spindash-Redaktion „Sonic The Hedgehog 3“ sowie „Sonic & Knuckles“ zu den besten Titeln. „Selbst jüngere Spieler, die erst mit der PS2 aufgewachsen sind“, so Beste, „finden diese Spiele sehr süchtig machend.“ Taucht man ein wenig in die Materialmassen auf Spindash sowie der 19 (!) dort verlinkten weiteren Fanseiten ab, wird man daran erinnert, was für ein komplexes Universum seit dem Urknall von 1991 rund um den Igel entstand. Spiele aus allen Genres, Zeichentrickserien, Filme, Comics. Die Fangemeinde selbst sortiert, wertet und diskutiert mit der Akribie wahrer Nerds, doch sie belässt es nicht beim Konsum. In Fleißarbeit entstehen Homebrew-Spiele mit dem Ziel, „so nah wie möglich ein Gefühl der alten Sonic-Spiele zu vermitteln“. Hervorstechend ist dabei das Fanspiel „Sonic Megamix“ in 2D, dessen Soundtrack aus 16-Bit-Remixen älterer Tunes sowie diversen Songs von Michael Jackson besteht – eine Anspielung auf die von SEGA niemals zugegebene Beteiligung des King of Pop am dritten Teil der Serie. „Sonic 2HD“ wiederum ist ein weiteres beachtliches Fanprojekt, ein HD-Remake von „Sonic The Hedgehog 2“. Das Spiel „steckt noch in den Kinderschuhen“, erklärt René Pahlke, „es gibt einige sehr frühe Alpha-Builds zum Antesten der Physik-Engine“.

Was bleibt, wenn man sich mit den Redakteuren von Spindash unterhält und sich durch die Welt von Sonic forscht, ist eine Erkenntnis, die einem als Journalist, der immer gleichzeitig alles im Blick haben muss, schnell verloren geht. Die Erkenntnis, dass man sich auch gut und gerne ein Leben lang mit einem einzigen Franchise der Videospielwelt beschäftigen kann, ohne dass man jemals Langeweile hätte. Und das ist, bei allem Tempo des Igels, schon wieder eine faszinierende Entschleunigung.

http://spindash.de

von Oliver Uschmann / November 5th, 2010 / 1 Kommentar

Brand-heiß

Ob ihr den Frosties Tiger im Jump 'n' Run durch den Dschungel schickt oder mit dem Ford-Simulator durch Dörfer rast: Werbespiele, die so genannten Ad-Games, haben mehr zu bieten, als ihr dröger Name vermuten lässt. Als interaktive Werbung von Unternehmen produziert, verschwinden sie mit Ausnahme der „Moorhuhn"-Reihe meist schnell nach ihrem Auftritt in Archiven. Das will Axel Meßinger jetzt ändern. Seit drei Monaten widmet er sich auf seinem Werbespiel-Blog der Sammlung von 20 Jahren Ad-Game-Kultur. Dabei gehören Sportsimulatoren genauso zum Programm wie Puzzles, Lern- und Geschicklichkeitsspiele, die man auf http://werbespiel.blogspot.com kostenlos laden kann. Um möglichst viele Spiele der Öffentlichkeit zugänglich machen zu können, braucht Meßinger Eure Hilfe. Das Werbespiel-Archiv sucht jederzeit nach Ergänzungen aus Eurer Werbespiel-Privatsammlung.
von Laura Schäffer / Oktober 12th, 2010 / 1 Kommentar

Love For Leser

Am Sonntag, den 14. Februar, ist Valentinstag. Da zeigt man seinen Liebsten mit kleinen Geschenken, wie gern man sie hat. Das wollen auch wir tun, und überlassen euch diesen kleinen Film, der eure Herzen hoffentlich genauso zum Rasen bringt wie unsere. Schickt ihn nach Lust und Laune in der Welt herum, damit auch eure Liebsten sehen, für wen euer Herz wirklich schlägt. In diesem Sinne einen schönen Valentinstag.
von Moses Grohé / Februar 12th, 2010 / 1 Kommentar

Die Säge ist mächtiger als das M16

Google Zeitgeist präsentiert die häufigsten „Google"-Suchbegriffe des Jahres in kompakter Top 10-Form. Die Spieleliste überrascht, denn wo sich Spitzentitel wie „Modern Warfare 2" oder „Fifa 10" in den unteren Rängen tummeln, erstrahlen oben semi-erfolgreiche Games wie „Ghostbusters" oder „Saw". Was die Vampir Buch- und Filmserie „Twilight" dort zu suchen hat, bleibt allerdings ungeklärt.

Die original Google Zeitgeist Videospiel-Top Ten:

  1. ghostbuster
  2. ufc
  3. saw
  4. bakugan
  5. batman arkham asylum
  6. twilight
  7. fifa 2010
  8. modern warfare
  9. transformers 2
  10. resident evil 5
Weitere Listen zu den meistgesuchten Sportbegriffen oder Fernsehshows findet ihr hier.

von Volker Hansch / Dezember 10th, 2009 /

Das fünfte Lichtlein

Kurz vor Weihnachten 2004 passiert es: Menschen verschwinden. Erst unbemerkt im fernen Amerika, schließlich seit dem Frühjahr 2005 dann auch in Europa. Es trifft, Freunde und Verwandte, Mitbewohner und Kollegen. Manche sind bis heute nicht mehr aufgetaucht. Ein Muster ist nicht zu erkennen, denn auch jenseits klischeehafter Spielenerds setzt sich das Phänomen "World of Warcraft" durch. Durch - und fest. Denn was keiner gedacht hätte: Die Begeisterung bleibt. "WoW" ist keine Modeerscheinung, sondern wächst und gedeiht, erfindet sich neu und arbeitet sich an sich selbst ab. Genau wie die Millionen Figuren, die es bewohnen. Das Thema wird von den Medien wahrgenommen, gelobt, beschimpft und analysiert, denn eines ist nun Feinden und Freunden des Spiels klar: "WoW" ist eine feste Größe in der realen Welt geworden und hat eine ganze Branche umgekrempelt. Als "World of Warcraft" vor fünf Jahren aus der Beta in den Laden kommt herrscht in vielen deutschen Städten der Ausnahmezustand. Per SMS verständigen sich Fans, wo noch Exemplare zu ergattern sind. Später dann sind alle Server verstopft. Die Anfängerzone geht vor einem Ansturm Kleinvieh kloppender Neucharaktere in die Knie. Server und Nervenkostüme brechen zusammen. Fünf Jahre später hat "WoW" viele Millionen zahlender Spieler und eine eigene Southpark Folge. Alle neuen Entwicklungen in diesem Genre müssen an dem großen Blizzard Titel vorbei. Die meisten scheitern. Die Verschwundenen, jetzt Bewohner der Welt Azeroth, haben in der Zwischenzeit neue Freunde gefunden oder alte verloren. Sie haben Karriere gemacht oder das Studium versemmelt. Welches Computerspiel kann das schon von sich sagen? Die GEE-Redaktion wünscht allen Allies und Hordlern ein großartiges Fest. Im Spiel und im wahren Leben.
von Chris Rotllan / November 25th, 2009 /

Dungeon-Luder

Der Nerdcore-Kalender 2007 hängt immer noch in meiner Küche. Es ist eine Hochglanzproduktion und zeigt zwölf äußerst attraktive Modelle um die Zwanzig: etwa den Powerglove von Nintendo oder eine alte "Pac-Man"-Arcarde. Dummerweise versperrt mir eine bis auf ihre weißen Sportkniestrümpfe vollkommen nackte Frau aus Südostasien den Blick auf das Wesentliche, nämlich die Highscore-Liste. Das ist jetzt natürlich gelogen. Nerds und Gamer sind nicht weniger tittenfixiert als Bauarbeiter oder Bundeswehrsoldaten. Auch wir haben unsere Spindluder. Und die Nackedei-Mädels sind eindeutig die Hauptattraktion des Kalenders, die Automaten und Handhelds nur ein Alibi. Sie sind die Gänsefüßchen auf dem Fleischbalkon, die pralle Ironie und der Rechtfertigungsversuch vor der pikierten Freundin. Nach den Videospielen wurden die Themen Superhelden und Science-Fiction mit einer dezenten Erotik versehen. Der nächstjährige Nerdcore-Kalender trägt das Motto Horrorfilme. Leider wirken die Bildmontagen des neuen Kalenders wie schlechte Photoshop-Montagen. Da kann man auch gleich auf den neuen Mystik-Kalender des italienischen Fotografen Enrico Ricciardi zurückgreifen. Es ist so etwas wie der Pirelli-Kalender für Online-Rollenspieler. Insgesamt zwölf leicht unterernährte Damen (und sogar ein adretter junger Mann) spielen die begehrenswerte Magierin, die mysteriöse Druidin und die willenlose Zwillingsschwester von Red Sonja. „Inspired by the Work of Richard Lord British Garriott“, dem Ultima-Erfinder, halten sie Schwerter, Stäbe und ihre körperlichen Vorzüge in die Kamera und machen Paladine und Hexenmeister wuschig. Diese Dungeon-Luder sind die Pin-Ups der Generation „World of Warcraft“.
von Tim Rittmann / November 13th, 2009 / 3 Kommentare

Baphomets Mine

Der britische Spieleentwickler Revolution Software ist bekannt für seine klassischen Point-and-Click Adventures. Gründer Charles Cecil, der Kopf hinter Spielen wie „Beneath a Steel Sky” und „Baphomets Fluch”, hat nun sein nächstes Projekt bekannt gegeben: Ein Adventure, das auf dem Knobelspiel „Minesweeper” basiert! Unter anderem soll den Fragen nachgegangen werden, wer die Minen verlegt hat und warum der Spieler sie räumen muss. Das noch namenlose Game entsteht für die wohltätige Organisation One Big Game. Die hat sich zum Ziel gesetzt, kleine Spiele von großen Spieldesignern entwickeln zu lassen. Deren Erlös kommt dann Hilfsorganisationen wie Safe the Children zugute. Ein Interview mit Martin de Ronde, dem Gründer von One Big Game, lest ihr in der aktuellen Ausgabe der GEE.
von Christian Neeb / November 10th, 2009 /

Für die Tonne?

Das „Aktionsbündnis Amoklauf Winnenden“ hatte für den vergangenen Samstag eine Aktion in der Stuttgarter Innenstadt angesetzt. Videospieler und deren Eltern wurden aufgefordert, sogenannte „Killerspiele“ in einem bereitgestellten Container zu entsorgen. Unter den Teilnehmern sollte ein, von der deutschen Nationalmannschaft signiertes Trikot verlost werden. Das Bündnis setzt sich aus Angehörigen der Opfer zusammen, die bei dem Amoklauf in Winnenden im März diesen Jahres ums Leben kamen. Die Aktion hatte bei Bekanntwerden starke Reaktionen unter Spielern hervorgerufen. Sie sahen sich und ihr Hobby einmal mehr in Verruf gebracht. Auch die plakative öffentliche Ächtung von Medien mit ungewünschtem Inhalt führte bei manchem Internetblogger zu drastischen Vergleichen mit der Bücherverbrennung in der NS-Zeit. Am Samstag berichteten mehrere Fernsehsender von der Aktion. Zudem hatten Vertreter der Piratenpartei und des Verbandes für Deutschlands Video- und Computerspieler vor Ort gegen die Aktion protestiert. Ob die Aufregung letztendlich umsonst war? Zum Schluss blieb der Container nämlich fast leer. Nur eine Handvoll Spiele fand ihren Weg in die Tonne. Fehlgeleitete Trauer, oder eine ernstzunehmende Entwicklung? Wie seht ihr die Aktion? www.aktionsbuendnis-amoklaufwinnenden.de
von Christian Neeb / Oktober 19th, 2009 / 6 Kommentare

Ein Kinderspiel

Die Sieger des Deutschen Kindersoftwarepreises TOMMI 2009 stehen fest. Auf der Frankfurter Buchmesse wurden „Wii Sports Resort“ im Bereich Konsolen und „Die Sims 3" in der PC-Kategorie ausgezeichnet. Über 1900 Kinder haben in diesem Jahr als Jury mitgewirkt und alle nominierten Spiele in den teilnehmenden Bücherhallen getestet. „Wir finden Sport und Bewegung besser, als nur vor einem Gerät herumzusitzen und konnten eine unglaublich große Anzahl an unterschiedlichen Sportarten ausprobieren, die wir noch nie im Leben vorher gemacht haben“, begründeten die jungen Juroren die Wahl von „Wii Sports Resort“ zum besten Konsolentitel. An „Die Sims 3" gefiel den Kindern „dass alles echt aussieht und wir endlich mal alles machen können, was wir wollen. Wir können dabei so sein,wie wir sein wollen oder so, wie wir aufkeinen Fall sein wollen, und sehen, was dann passiert." Wir freuen uns über zwei würdige Sieger und die fachliche Expertise der nachwachsenden Gameselite. Weitere Informationen zum Tommi 2009 unter www.kindersoftwarepreis.de
von Christian Neeb / Oktober 16th, 2009 /

Germany’s Army

Für die kommende Ausgabe der GEE haben wir das Simulatorenzentrum der Bundeswehr im niedersächsischen Munster besucht. Wie dort Soldaten mit Hilfe von Computersimulationen ausgebildet werden, lest ihr in unserer Reportage in der kommenden Ausgabe der GEE, die ab nächsten Montag, den 05. Oktober im Handel erhältlich ist. Was die Bundeswehr über den Einsatz von Computerspielen in der Öffentlichkeitsarbeit denkt, erfahrt ihr hier. Anders als die US-Army, die mit dem kostenlosen taktischen Egoshooter „America‘s Army“ bereits seit 2001 offensiv auf Nachwuchsfang geht, hält die Bundeswehr Videospiele jedoch offiziell nicht für ein geeignetes Mittel, um junge Menschen für den Dienst an der Waffe zu begeistern. Bereits gegenüber der Nachrichtenagentur Pressetext erklärte der Sprecher des Verteidigungsministeriums, Oberstleutnant i.G. Thomas Overhage: „Videospiele vermitteln ein zu einseitiges Bild des militärischen Alltags. Unsere Zielsetzung ist es, ein unverzerrtes Bild der Bundeswehr zu zeigen sowie den persönlichen Kontakt zu Interessenten zu gewinnen, um diese individuell und umfassend über den militärischen Dienst beraten zu können". Dennoch nutzen die Streitkräfte neben Roadshows und Auftritten auf Videospielmessen wie der Gamescom 2009 auch Onlinespiele um ihre Arbeit der Öffentlichkeit näherzubringen – darunter das Rettungshubschrauber-Minigame zur ZDF-Serie „Der Rettungsflieger“ oder diverse Geschicklichkeits- und Ratespiele auf einer speziellen Internetseite für Jugendliche zwischen 14 und 17 Jahren. Nachdem Pädagogen und Publizisten im Jahre 2002 vergeblich versuchten, die Seite indizieren zu lassen, teilte das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend dem Online-Magazin heise.de allerdings in einer Stellungnahme mit, dass „… Computerspiele ein gutes Mittel sind, um Erstinformationen zur Bundeswehr mit eher spielerischen Aspekten und Unterhaltung zu verbinden.“ Gegenüber GEE bringt Hauptmann Jens Schetelich, der Betriebsoffizier für die Panzergrenadiertruppe am Ausbildungszentrum Munster, Licht ins Dunkel: „Wir haben im Moment nicht die gleichen Nachwuchsprobleme der Amerikaner, da wir eine Wehrpflichtarmee haben. Ein Großteil unserer Männer und des Führernachwuchses rekrutiert sich aus dem Reservoir. Und ganz ehrlich: Ich glaube auch nicht, dass Videospiele als Rekrutierungsmaßnahme in unserer Gesellschaft gewollt wären.“ Ole Schley America’s Army: http://www.americasarmy.com Das Online-Spiel der Bundeswehr in Zusammenarbeit mit der ZDF-Serie „Der Rettungsflieger“: http://www.rettungsflieger.bundeswehr.de/specials/sar_spiel.html Die Onlinespiele auf der Jugend-Plattform der Bundeswehr: http://community.bundeswehr.de/data/05_spiele/?game=0
von Heiko Gogolin / September 29th, 2009 / 1 Kommentar