Ein Prophet in Jeans, der Cyborg-Engel verprügelt und über Wolken-Wellen hüpft? Mal in Pastelltönen, mal unter den kontrastreichen Farben eines sakralen Mosaikfensters? Mit seinem ersten eigenen Spiel „El Shaddai: Ascension of the Metatron” zeigt Takeyasu Sawaki, der Character Designer von „Devil May Cry” und „Okami”, was passiert, wenn man ihn von der Leine lässt. Japanische Spieler können sich seit letzter Woche mit der Demo des digitalen Kunstwerks einen ersten Eindruck verschaffen. Auch wir haben uns die Odyssee des heiligen Hipsters für euch näher angeschaut.
Den hat der Himmel geschickt: Priester Enoch muss im Auftrag Gottes sieben rebellische Engel zur Strecke bringen, sonst droht das Ende der Welt. Die Geschichte des Spiels ist grob an das alttestamentarische Buch Henoch angelehnt, das 1948 bei Ausgrabungen in Qumran im Westjordanland gefunden wurde. Wer „El Shaddai” mit diesem Wissen startet, wird umso mehr überrascht vom Pop der Bilder. Hell ist es im Himmel. Auf dem reinen Weiß der Umgebung ziehen sanfte Farbschlieren dahin. Der Raum in „El Shaddai” ist eine Leinwand, auf der sich ein Künstler ausgetobt hat. Darin hängen Plattformen, verwurzelt im Nichts. Auf einer dieser Plattformen: Enoch, ein blonder junger Mann, gekleidet in einen weißen Körperpanzer.
Wie in „Devil May Cry” bewegt der Spieler Enoch in der Verfolgerperspektive durch die schönen Landschaften – und kämpft gegen Engel und Wesen, die noch bizarrer wirken als die Gegner aus „Bayonetta”. Die Steuerung ist dabei sehr aufgeräumt. Keine komplexen 12-Button-Combos wie in anderen Vertretern des Genres, allein durch den Rhythmus der Eingabe entreißt Enoch seinen Feinden eine Waffe und teilt mal schwächere, mal stärkere Hiebe aus. Ähnlich dem System aus „Dead Space” versperren dabei keine Statusanzeigen den Blick auf das Spielgeschehen. Ist die Leistung des Energieschwerts geschwächt, leuchtet es rot auf und kann nur durch eine „Segnung” Enochs wieder aufgeladen werden. Und statt einer Lebensanzeige zersplittert bei jedem Schlag, den der Priester einsteckt, ein Teil seiner weißen Rüstung – bis er nur noch in Jeans da steht.
Der vollen Kontrolle über den Charakter entgegen steht die volle Kontrolllosigkeit über die Kamera. Und das ist auch gut so. Die Entwickler haben so die Möglichkeit genutzt, mit filmischen Kamerafahrten und Perspektivwechseln die Farbwelten von „El Shaddai” in immer neuem Licht zu zeigen. Mal schwebt das Auge des Spielers in einem isometrischen Winkel über Enoch, dann wird es ganz nah zu ihm gezogen, nur um kurze Zeit später in der Verfolgerperspektive hinter ihm herzurasen. In manchen Momenten kippt die Perspektive vollkommen. Dann wechselt das Spiel in eine 2D-Ansicht und Enoch springt, platt wie Mario und Co., über Gewächse und Schäfchenwolken durch den Abendhimmel.
Schon bei seiner Enthüllung auf der E3 im letzten Jahr hat uns „El Shaddai” mit seinem kunstvollen Äußeren begeistert. Nun konnten wir uns von seinen inneren Werten überzeugen. Gemeinsam mit „Catherine” und „Dark Souls” kann dieses Spiel 2011 beweisen, dass die japanische Game-Industrie nicht tot ist, sondern immer noch am Herzschlag des digitalen Lebens.
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Ich liebe dieses Spiel seit dem ersten Bild welches ich gesehen habe. Es ist unheimlich schön, und ich freue mich schon seit langem auf den Release!
[…] „El Shaddai – Ascension Of the Metatron” erscheint diesen Sommer für Xbox 360 und PlayStation 3. Unser Preview findet Ihr hier. […]