Donkey Kong Country Returns
In den Neunzigern galten seine Abenteuer als Meisterwerke. Doch nach der Ära des SNES hatte Donkey Kong seine besten Heldenzeiten hinter sich. Mit „Donkey Kong Country Returns“ zeigt sich der Affe nun optisch wie inhaltlich wieder in Topform
Wii | Entwickler Retro Studios | Publisher Nintendo | Termin 3. Dezember 2010 | Preis 50 Euro | USK frei | Spieler 1-2
Ist Donkey Diddys Daddy? Warum verkauft ein Affen-Großvater seinem eigenen Fleisch und Blut Luftballons gegen Goldmünzen? Hätte sich die Biologin Dian Fossey in den Kong-Clan eingeschlichen, statt jahrelang unter Berggorillas zu leben – vielleicht wäre das Sozialverhalten der Nintendo-Primaten inzwischen genauso gut erforscht wie das der Silberrücken. So bleiben die drängenden Fragen weiterhin ungeklärt, denn auch der neue Teil der „Donkey Kong Country“-Reihe beantwortet sie nicht und hätte dafür auch keine Zeit. Schließlich hat eine Bande von Musikinstrumenten die Tierwelt von Donkeys Insel verhext und dazu gebracht, sich mit den Bananen des Affen aus dem Staub zu machen. Also gehen Donkey und sein immer noch nur mutmaßlicher Sohn Diddy auf die Jagd nach den gestohlenen Früchten.
„Donkey Kong Country Returns“ stammt nicht mehr vom traditionellen Entwickler Rare, sondern von Retro Studios, den Machern der „Metroid Prime“-Reihe. Erstmals steuern zwei Spieler darin das Duo kooperativ, statt wie in den SNES-Vorgängern per Abklatsch-Funktion den agierenden Affen zu wechseln. Spielmechanisch erinnert das nicht von ungefähr an „New Super Mario Bros. Wii“: Wie im neuen 2D-Ableger der Klempnerserie steht und fällt die Mehrspieler-Erfahrung in „Donkey Kong Country Returns“ mit der Kommunikation vor dem Bildschirm. Sind die Level schon im Alleingang kaum auf Anhieb zu meistern, kann der Coop-Modus schnell zur Belastungsprobe einer Spielerfreundschaft werden. Nur wenn die Spieler Fähigkeiten kombinieren und beispielsweise Diddys Jetpack und Donkeys Rollattacke effektiv nutzen, dringen sie in geheime Bereiche der Spielwelt vor und – viel wichtiger – erreichen überhaupt erst den Levelausgang. Gelingt die wortlose Verständigung, weitet sich der Blick, und die vielen liebenswerten Details werden erkennbar, die aus „Donkey Kong Country Returns“ ein tolles Spiel machen.
Die äußerst charmante Optik der Level beispielsweise, deren Vielfalt sich mit Wald-, Technik- und Lavawelt zwar nur auf Nintendo-Standardniveau bewegt, die aber ihre Themen ungemein abwechslungsreich variieren – dann tollen die Affen etwa als Silhouetten vor einem Sonnenuntergang herum oder tasten sich durch eine Fabrik, in der Rauchschwaden immer wieder den Weg verwischen. Oder die Pusteblumen und Windrädchen am Wegesrand, die neue Pfade durch die Level wachsen lassen, wenn sie angeblasen werden. Typisch für den Feinschliff in Nintendo-Produktionen kommen auch die Gegner, wie Riesenfledermäuse und Piratenkrabben, so drollig daher, dass man ihnen eigentlich auf gar keinen Fall auf den Kopf springen möchte. Untermalt wird die karibische Hatz mit feinsten Gute-Laune-Beats und Wohlfühljazz. Und gar nicht genug zu loben ist die Steuerung. Die lässt – unterstützt durch motorisches und audiovisuelles Feedback – den Spieler das Geschehen auf dem Bildschirm fast physisch empfinden. Einige ihrer Elemente scheinen direkt dem Gamecube-Vorgänger „Donkey Kong Jungle Beat“ entliehen, der vollständig auf eine Steuerung mit einem Trommel-Controller setzte. In „Donkey Kong Country Returns“ lässt rhythmisches Schwingen von Wiimote und Nunchuk die Affen mit den Fäusten auf den Boden trommeln.
Diese „Beats“ öffnen nicht nur geheime Wege in der Spielwelt, sie sorgen mit ihrer Dynamik auch für ein tierisch gutes Gefühl bei den Spielern, die vor dem Bildschirm miteinander herumalbern. „Doney Kong Country Returns“ ist eine perfekt eingestellte Spaßmaschine und eines der besten Jump’n’Runs auf der Wii. Sich gemeinsam mit einem Freund zum Affen zu machen war selten so schön wie in diesem großartigen Spiel.
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