Drakensang: Am Fluss der Zeit
Der Nachfolger zu „Drakensang” setzt nahtlos da an, wo der Vorgänger aufgehört hat. Ein Fest für alle Oldschool-Rollenspieler und Teilzeit-Zwerge
PC | Entwickler Radon Labs | Publisher DTP | Erscheinungstermin 19. Februar 2010 | Preis 45 Euro | USK 12 | Spieler 1
Seit 1984 gibt es das Pen-and-Paper-Rollenspiel „Das Schwarze Auge“ (DSA). Es gilt als populärster deutscher Vertreter seiner Gattung und erfreut sich einer Fangemeinde, die mit Argusaugen darüber wacht, was in der Spielewelt Aventurien passiert. Das vor zwei Jahren -erschienene DSA-Computerspiel „Drakensang“ konnte nicht nur Hardcore-Fans überzeugen und wurde weit über die Landesgrenzen hinaus ein Hit.
Worum geht’s? „Am Fluss der Zeit“ ist ein Prequel, es spielt 23 Jahre vor den Ereignissen des ersten „Drakensang“. Die Geschichte beginnt ganz gemächlich – ausnahmsweise lastet also nicht gleich das Schicksal der ganzen Welt auf unseren Schultern. Wir bereisen auf einem Schiff den Großen Fluss, um in dem Städtchen Nadoret unserer Ausbildung abzuschließen. Schnell wird klar: Uns erwartet kein Epos, sondern ein Abenteuer. Begleitet werden wir dabei von guten Bekannten aus dem ersten Teil. Auch Gameplay und Spielmechanik kennen wir aus dem Vorgänger. Wir steuern unsere Party durch weitläufige, aber abgeschlossene Areale entlang des Großen Flusses, bestreiten pausierbare Kämpfe, die vom richtigen Einsatz der Zauber und Spezialfähigkeiten entschieden werden, führen Gespräche und lösen Rätsel und Quests. Wie es sich für eine Fortsetzung gehört, hat Radon Labs sich aber auch einige Neuerungen einfallen lassen. Wir können jetzt eigene Notizen auf der Karte machen, und es gibt endlich eine Schnellreisefunktion.
Wie sieht’s aus? In Aventurien ist die Welt noch in Ordnung, und das sieht man an jeder Ecke. Saftige Wiesen, stramme Bäume und gemütliche Städte prägen das Bild. Vor allem jedoch sind die Figurenmodelle gelungen. Die Charaktere, die man als Spieler steuert, haben mehr Kostüme zur Auswahl als im ersten Teil und tragen ihre Ausrüstung gut sichtbar am Polygonleib. Die aufwendig gestalteten NPCs sind mal kauzig und knollennasig, mal hochgewachsen und rechtschaffen, sie sagen „verphext“ statt „verflixt“ und tragen Namen wie Leondril Leuenzunge oder Shanaha Traumblick.
Was uns begeistert Das „DSA“-Regelwerk eignet sich hervorragend für ein Computerspiel – zumindest hat Radon Labs es einwandfrei adaptiert. Sämtliche Talente, die ein Charakter lernen kann, wirken sich auf die Spielumgebung aus. Vor allem solche, die nicht im Kampf zum Einsatz kommen. „Am Fluss der Zeit“ kann man getrost einen Handwerker spielen, denn oft gibt es für die Quests einen Lösungsweg, der den Kampf auf ein Minimum reduziert. Das Leveln macht ebenfalls Spaß: Man steigert nicht nur jede Stufe, sondern kann Erfahrungspunkte jederzeit in eine Fähigkeit investieren.
Was uns nervt Die mitunter langen Wartezeiten bei Ortswechseln oder wenn wir einen Spielstand laden. Wie in allen Computerspielen dauert der Tod in „Drakensang“ keineswegs ewig – aber schon mal zwei bis drei Minuten. Überhaupt hätte ein bisschen mehr Tempo dem Spiel gut getan, sowohl im Hinblick auf die Geschwindigkeit der Spielfigur als auch bei der Dramaturgie.
Fazit:Ein gutes Rollenspiel, das sich hervorragend eignet, um in „DSA“-Nostalgie zu schwelgen – vorausgesetzt, man ist alt genug dafür.
Für Freunde von: „Neverwinter Nights 2“, „Dragon Age: Origins“
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