Für die Tonne?

Das „Aktionsbündnis Amoklauf Winnenden“ hatte für den vergangenen Samstag eine Aktion in der Stuttgarter Innenstadt angesetzt. Videospieler und deren Eltern wurden aufgefordert, sogenannte „Killerspiele“ in einem bereitgestellten Container zu entsorgen. Unter den Teilnehmern sollte ein, von der deutschen Nationalmannschaft signiertes Trikot verlost werden. Das Bündnis setzt sich aus Angehörigen der Opfer zusammen, die bei dem Amoklauf in Winnenden im März diesen Jahres ums Leben kamen. Die Aktion hatte bei Bekanntwerden starke Reaktionen unter Spielern hervorgerufen. Sie sahen sich und ihr Hobby einmal mehr in Verruf gebracht. Auch die plakative öffentliche Ächtung von Medien mit ungewünschtem Inhalt führte bei manchem Internetblogger zu drastischen Vergleichen mit der Bücherverbrennung in der NS-Zeit. Am Samstag berichteten mehrere Fernsehsender von der Aktion. Zudem hatten Vertreter der Piratenpartei und des Verbandes für Deutschlands Video- und Computerspieler vor Ort gegen die Aktion protestiert. Ob die Aufregung letztendlich umsonst war? Zum Schluss blieb der Container nämlich fast leer. Nur eine Handvoll Spiele fand ihren Weg in die Tonne. Fehlgeleitete Trauer, oder eine ernstzunehmende Entwicklung? Wie seht ihr die Aktion? www.aktionsbuendnis-amoklaufwinnenden.de
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von Christian Neeb / Oktober 19th, 2009 / 6 Kommentare

6 Kommentare

  1. Mr. Pompo sagt:

    Ich persönlich spiele zwar keine (Ego-)Shooter, aber ich finds echt unverschämt!
    Zumal man ja auch ziemlich krank sein muss, um Dinge aus Spielen als Lösungen für die Realität zu nutzen.
    Aber das wissen hier ja wahrscheinlich alle schon…

  2. Basti51 sagt:

    Der Beitrag vom SWR ist journalistisch einfach nur schlecht.
    Bei der interviewten Dame die diesem Aktionsbündnis angehört, merkt man ganz stark, dass sie keine Ahnung davon hat wovon sie redet. Ätzend sowas dann unkommentiert stehen zu lassen. Ältere Menschen (wie sie selbst) die keinen Zugang zu Videospielen haben, glauben solche Aussagen meist vorbehaltlos. Gerade wenn sie in „seriösen“ Medien, wie den öffentlich rechtlichen Fernsehanstalten präsentiert werden. Es ist schon Wahnsinn, dass den Spieleentwicklern vorgeworfen wird, dass sie die Hemmung zum Töten im realen Leben abbauen wollen.
    Wieder einmal wird eine notwendige Diskussion über Medienkompetenz bzw. -erziehung im Keim erstickt und das Computerspiel als gewaltverherrlichendes Proletenmedium abgetan. Prohibitive Maßnahmen greifen einfach zu kurz.

  3. 2630 sagt:

    Ohne Worte. Mal wieder sinds die bösen Video – und Computerspiele. Es gibt ja auch keinerlei fehlendes Sachverständnis bei den Eltern. Naja, die meisten kennen die beiden Hauptargumentationen inzwischen auswendig. Respekt jedenfalls an den Verband. Eine Gegenveranstaltung, bei der vernünftig und sachverstandig aufgeklärt wird, ist jetzt genau das Richtige. Nur nicht provozieren lassen.

  4. Basti51 sagt:

    Ich verstehe natürlich auch die Eltern der Betroffenen. Es ist klar, dass sie alles versuchen, um diese Extremsituation „zu verbessern“ und Prävention zu betreiben. So läuft man damit aber gegen eine Wand. Es wäre schön, wenn die Aktionsbündnisse ihre Energie auf sinnvolle Weise einbringen würden. Da die meisten Medien leider polemisch und plakativ den Spielen die Schuld in die Schuhe schieben, wird der Blick auf die Missstände in Bildung & Erziehung vernebelt. Regelungen wie „G8“ (Reduzierung der Schulzeit) verhindern ebenfalls eine funktionierende Schulung der Medienkompetenz auf Schulebene. Mehr Stoff in weniger Zeit führt zu mehr Stress bei Schülern und Lehrern. Zurzeit befindet sich ein Filmcurriculum in Arbeit, dass Film va. im Deutsch- & Englischunterricht endlich als eigenes Medium anerkennt und es in den Lehrplan aufnimmt. Sowas müsste auch mit Computerspielen gemacht werden, aber wenn man realistisch fehlt dann einfach die Zeit…

  5. Beats... sagt:

    Ein Killerspiel muss ja kein Egoshooter sein. Es gibt ja auch andere Genres mit gewaltverherrlichenden Spielen. Auf diesen wird in den Medien aber komischerweise nie herumgetrampelt. Die Gewalt in Egoshootern ist Bestandteil der Glaubwürdigkeit die benötigt wird damit das Spiel Spass macht oder damit es sich für den E-Sport eignet(Treffer anhand von Blut erkennen). Egoshooter zelebrieren in aller Regel die Gewalt oder das Töten nicht und einem bedenklichen Maß. Spiele die Ausnahmen dieser Regel darstellen habe ich in den Medien aber eher selten als Killerspiele betitelt gesehen. Könnte daran liegen dass deren Erwähnung hierzulande schon verboten ist.

  6. Nola sagt:

    Zunächst möchte ich eine Aussage von „Beats“ korrigieren. Blut ist für den E-Sport nicht notwendig! laut Aussagen seitens Turtle, wird es bei den Pro Gamern oft als störend bzw. ablenkend empfunden.
    http://www.welt.de/wams_print/article3378699/Die-digitale-Version-von-Raeuber-und-Gendarm.html

    Wo liegt wohl das Durchschnittsalter der Beteiligten an diesem Bündnis? Höchstwahrscheinlich, deutlich über dem des Durchschnittsgamers. D.h. die Mitglieder der Protestbewegung sind anders aufgewachsen als die heutige Generation. Was vergessen wird, dass bereits während ihrer Kindheitsphase, der „simulierte Gewaltakt“ festen Bestand hatte. Das Räuber und Gendarmspiel, Cowboy und Indianer usw. ist vom Prinzip das, was wir an der Konsole oder dem Rechner virtuell erleben. Ein aggressives oder frustriertes Kind wird wohl schon damals lieber konfliktreiche Spiele gespielt haben als friedlichere. Was ich damit sagen will, das Spielverhalten eines Menschen ist sehr selten ein Auslöser, sollte es nicht allzu exzessiv sein, sondern viel mehr ein Indikator dafür, was in Ihm vorgeht. Lange Rede kurzer Sinn.
    Man sollte so ein Bündnis ernst nehmen. Es kann immer wachsen und sollte es wieder zu einem ähnlichen Fall wie in Winnenden kommen, wird es das auch.
    Als Community darf man sich da nicht beleidigt von abwenden, man sollte weiterhin den Kontakt suchen um Skeptiker durch Aufklärung zu überzeugen.