Sechzig! Eine Zahl, die wohl das Ende eines Leitmediums vorwegnimmt. Der durchschnittliche „Tagesschau“-Zuschauer sei knapp 60 Jahre alt, sagt Dr. Kai Gniffke, Chefredakteur des ARD- Nachrichten-Flagschiffs, nicht ohne eine Spur Resignation. Kann das erste Tagesschau-Videospiel vielleicht etwas daran ändern?
„Das große Tagesschau-Quiz“ für das Nintendo DS richtet sich laut Publisher dtp Entertainment an 35-65Jährige. Und angesichts der knapp 2000 Fragen aus den Bereichen Politik, Kultur, Sport und Zeitgeschichte ist das Zielgruppenalter auch keineswegs zu hoch angesetzt. Denn der knackige Schwierigkeitsgrad des Fragenkatalogs würde den durchschnittlichen ARD-Redakteur noch älter aussehen lassen als die Menschen daheim vor den Fernsehgeräten.
Den iranischen Revolutionsführer Ayatollah Chomeini erkennen vielleicht sogar Zuschauer der RTL2-News. Aber welche Hilfsorganisation gewann denn bitteschön 1999 den Friedensnobelpreis? War das nicht Amnesty International? Nein?
Noch schwerer als diese Frage dürfte es nur sein, mit diesem Spiel eine junge Zielgruppe an die Tagesschau zu binden. Wenn Fragen zur Zeitgeschichte nur von promovierten Historikern beantwortet werden können, macht sich halt schnell Frust breit. Auch beim Tageschau-Bildungsadel. Andere wiederum könnten sich verschaukelt fühlen, weil die Antworten in kurzen Worten abgehandelt werden. Wissensvermittlung findet quasi nicht statt.
Dabei sei laut Dr. Gniffke „eine informierte Gesellschaft leistungsstärker.“ Dem wollen wir auch gar nicht widersprechen. Doch wird „Das große Tagesschau-Quiz“ zu künftigen gesellschaftlichen Leistungen wohl kaum etwas beitragen. Dann schon eher die vom Tagesschau-Chefredakteur angesprochenen Pläne, den Konsolenherstellern deutschsprachige Nachrichten für ihre Online-Netzwerke WiiWare, XBLA und das Playstation Network anbieten zu wollen. Denn „der Glaube, dass auch Gamer an seriösen News interessiert sind“, ist nicht nur bei der Tagesschau vorhanden, sondern auch bei uns.