Ein Besuch in einem amerikanischen Comicladen lohnt sich nicht nur wegen einer unglaublichen Auswahl an Superhelden-Serien oder experimentellen Graphic Novels. Immer mehr Videospiele erhalten ihre eigenen Merchandise-Reihen: „Dead Space“, „Gears Of War“, „Prototype“, „Brothers In Arms“ oder „Prince Of Persia“ sind nur einige der großen Namen, zu denen oft im monatlichen Rhythmus Hefte erscheinen. Für die aktuelle GEE haben wir uns einige von ihnen durchgelesen. Für „Grimm“ war in der Druckausgabe leider kein Platz mehr.
Der Spieleentwickler American Mc Gee ist uns nicht nur wegen seines Namens sympathisch. Seine im Wochenrhythmus auf dem amerikanischen Abo-Service „Game Tap“ erscheinenden Neuinterpretationen von Grimms Märchen kommen zwar spielerisch relativ anspruchslos, aber kurzweilig und vor allem herrlich düster daher. In den 45-minütigen Folgen bringt ein zwergenhafter Bruder Grimm durch „De Blob"-ähnliches Einfärben Märchen zu einem bösen Ende. In der fünfteiligen Comic Serie kehrt er die Moral von Bildergeschichten um: In jeder Folge nimmt sich der Gnom ein anderes Comic-Genre vor. Superhelden, Western oder in dem uns vorliegenden, zweiten Band großflächige, bepunktete Romantik-Geschichten aus weit vergangenen Jahrzehnten. Das kommt vor allem visuell beeindruckend, da das Heft zwischen „Grimm“-Computerspielstyle und der Ästhetik des entsprechenden Genres hin und her schaltet. Der seltsam-pubertäre Fäkalhumor war allerdings in den Computerspielen besser aufgehoben. Trotzdem sind wir nicht grimmig: Im Vergleich zu den machmal unterirdischen Umsetzungen anderer Videospielserien wird hier immerhin nicht nur die Story 1:1 aufs Comic übertragen, sondern dezidiert aufs Medium eingegangen.
Wer wissen möchte, ob die Comics zu „Legend Of Zelda“, „World Of Warcraft“ oder „Street Fighter IV“ saugen oder taugen, schaut in die aktuelle GEE am Kiosk.