Spiele für die Massen
Facebook ist nicht nur ein soziales Netzwerk, es ist mit 150 Millionen Teilnehmern auch der größte Spielplatz der Welt. Wir stellen euch die besten Games vor
Als Facebook Mitte Februar ankündigte, Nutzerdaten fortan für immer speichern zu wollen, war der Aufschrei groß; kein Wunder, besitzen doch inzwischen 150 Millionen Menschen ein Profil im weltweit größten sozialen Netzwerk. Dort informieren sie sich über ihre Vorlieben, Abneigungen und Befindlichkeiten, halten Kontakt zu engsten Freunden und flüchtigen Bekannten - und sie spielen. Es sind zumeist Casual Games, Puzzle-oder Managerspiele, die sehr schnell sehr viele Fans finden. Diese Games wollen nicht stundenlang fesseln, sondern immer wieder kurz unterhalten. Gesteuert werden sie über ein simples Interface, das eher an frühe Windows-Programme erinnert als an ein Computerspiel. Die Gemeinsamkeit der Spiele besteht im Mit- oder Gegeneinander, Siege und Niederlagen teilt Facebook allen Freunden sofort mit. Das macht das Netzwerk natürlich nicht uneigennützig: Schließlich lebt es von der Aktivität der Nutzer. Und es gibt wohl kaum einen besseren Grund, sich immer wieder einzuloggen, als die Jagd nach einem Highscore.
(Lil) Green Patch
von Ashish Dixit und David King
Jährlich verliert die Erde eine Waldfläche von der Größe Griechenlands. Mit "(Lil) Green Patch" soll dieser Raubbau verlangsamt werden. Dazu muss man sich bloß auf Facebook einen virtuellen Garten anlegen. Freunde, die das Programm ebenfalls nutzen, werden dann dafür belohnt, wenn sie unsere Parzelle pflegen - und andere retten dafür die Welt: Die Applikation bietet nämlich Verlinkungen mit Werbeinhalten an, und je mehr Menschen sich um die grünen Flecken ihres Netzwerks kümmern, desto mehr Geld der Werbekunden geht an das Naturschutzprojekt "The Nature Conservacy". Dank des Spiels konnte bereits für 140000 Dollar Regenwald in Costa Rica gekauft werden. Das sind nur einige Hektar, doch hier zählt jeder Quadratmeter.
Fazit: Green Washing für die Seele. Es wäre konsequenter, direkt zu spenden. Außerdem noch "(Lil) Green Patch" zu spielen schadet aber nicht.
Pet Society
von Playfish
Charles Darwin ist ein mit Flash animiertes Kuscheltier. Er hat keine Hose an, aber einen Trichter auf dem Kopf. Fliegen schwirren um ihn herum, ein Anzeichen dafür, dass ihn schon lange keiner mehr gewaschen hat. Holt man die Seife aus der Truhe in der Befehlsleiste und rubbelt ihn ab, kichert er, und kleine Blasen steigen nach oben. "Pet Society" ist ein soziales Netzwerk im Netzwerk mit Regina-Regenbogen-Charme. Hier treffen sich alle, die es gerne niedlich haben. Sie basteln sich einen kleinen Vertreter mit Knopfaugen, laden ihre Freunde ein, verteilen Küsschen und kaufen Tapeten oder Kuchen für die verwöhnten Racker.
Fazit: Zwar kein Ersatz für "Animal Crossing", aber "Pet Society" gehört sicherlich zu den grafisch anspruchsvollsten Facebook-Anwendungen.
Premier Football
von PageFad
Was ist schöner, als seine Lieblingsfußballer siegen zu sehen? Genau: seine besten Freunde in einer virtuellen Fußballmannschaft zu vereinen. Typen wie Mario Gomez stellen wir in die Innenverteidigung, Philipp Lahm setzen wir mit einer Capri-Sonne auf die Bank. Wir geben Mannschaft und Stadion einen doofen Namen und treten gegen andere Nutzer von "Premier Football" an. Die Zuschauereinnahmen werden ins Training investiert, und das hässliche Interface sowie die Versuche, uns Ener-gieboosts und Scouting-Fähigkeiten gegen echtes Geld anzudrehen, ignorieren wir. Dafür stellen wir den besten Kumpel in den Sturm, uns selbst daneben, und rocken die virtuelle Kreisliga.
Fazit: Zu simpel, um als Managerspiel durchzugehen. Das ist aber egal, so lange die eigene Freundin mehr Tore schießt als ganz Arminia Bielefeld.
Zombies
von Blake Commagere und AJ Olson
Zombies, diese untoten Liebhaber von Hirnschmalzstullen, haben eine eigene Währung: den Zombie Buck. Infiziert ein Zombie seine Freunde, erhält er Bucks, Erfahrungspunkte und Gefolge. Das ist so einfach wie Flugmeilen sammeln. Mit den Bucks kauft der Zombie ein: Silbermunition, Kettensägen, was das vertrocknete Herz eben so begehrt. Zieht er gegen andere Zombies in den Kampf, erhält er pro Sieg mehr Punkte. Mit den Punkten levelt er sich dann zum Nekrolord hoch. Spannender als das Gameplay ist jedoch der Blick, den man von Facebooks Unterwelt erhascht. Denn Untote sehen Artgenossen in einer Liste aufgeführt - und damit, ob sie ein Doppelleben als Vampir oder Werwolf führen.
Fazit: Die bissigste Art, jemanden zu bitten, einem Spiel beizutreten, ist die Infizierung mit dem Zombievirus. Zombies mag ja eigentlich jeder.
Mouse Hunt
von Hitgrab
Sie knabbern an der Startseite und zerfetzen das Postfach: Mäuse. Im Facebook-Fantasyreich Gnawnia gibt es sie in in allen Farben, Formen und Mutationen. Wir müssen sie fangen und vernichten. Mit Sprengfallen, Marionetten und natürlich mit Käse. Mäuse lieben Käse. Vor allem teuren Brie. Seltene Mäuse sind viele Punkte wert, dicke Mäuse viel Geld. Davon holen wir uns bessere Mausefallen, richtige Nagermeuchelmaschinen, und befreien das ganze Reich von der Plage. Die Fallen sind fest installiert. Auf die Jagd können wir zwar nur alle 15 Minuten gehen, aber das gibt uns jede Viertelstunde einen Grund, auf Facebook vorbeizuschauen.
Fazit: Ist der Spieler aus dem Haus, tanzt die Maus: ein ungemein schnuckeliges Game, das einen immer wieder ins Netzwerk zieht.
Mafia Wars
von Zynga
Wer viele Feinde hat, braucht viele Freunde - diesem Prinzip folgt "Mafia Wars". Darin werden wir quasi genötigt, unser ganzes Netzwerk dazu einzuladen, unserem Clan und somit dem Spiel beizutreten. Sonst können wir nicht abkassieren. Denn nur die allerersten Jobs, etwa Autodiebstähle, können wir mit Klicks auf Schaltflächen auch solo ausführen, um unsere Karriere anzukurbeln. Jobs kosten Energiepunkte, bringen aber Erfahrung und Geld. Erfahrung macht uns stärker, mit Geld kaufen wir Immobilien und Equipment, das wir für die großen Beutezüge benötigen. Ohne zusätzliche Manpower jedoch bleiben wir ein kleiner Fisch.
Fazit: Zuerst packt einen die Levelsucht, dann der Rekrutierungseifer, zuletzt die Langeweile, weil sich die Aufgaben immer wiederholen.
Bejeweled Blitz
von Popcap
"Bejeweled Blitz" heißt die Droge, die sich der Spieler in Minutendosis injiziert. Das bewährte Spielprinzip, drei bis fünf gleichfarbige Juwelen in vertikaler oder horizontaler Ausrichtung nebeneinander zu platzieren, damit sie sich in Punkte auflösen, bleibt bestehen. Doch kommt eine Beschränkung dazu: Es bleiben nur 60 Sekunden Zeit, einen Highscore zu erzielen. Alle Freunde werden sofort informiert, wenn sie in der Top-Ten-Liste einen Platz nach unten gerutscht sind. Und weil sich das Spiel schneller verbreitet als ein Tripper im "Big Bro-ther"-Haus, herrscht bei allen ständige Alarmbereitschaft.
Fazit: Die interne Highscore-Liste wird schnell immer neue Namen aus dem Freundeskreis aufführen ... und zwar über dem eigenen Namen.
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