Was von Spielen übrig blieb
Handyversionen von Konsolenspielen sind sehr populär. Aber was bleibt eigentlich von den Originalen übrig, wenn man sie ohne Controller auf einem kleinen Display spielen muss? Der GEE-Test zeigt: überraschend viel
Turok
Living Mobile
Der dreidimensionale Dino-Shooter ist auf Handys platt wie "Contra". Allerdings ohne altbacken zu sein: Das mobile "Turok" ist wohl das erste 2D-Spiel, in dem sich die Energieleiste des Helden erholt wie in modernen 3DShootern. Weil die Soldaten mit Frontalangriffen per Pfeil und Bogen kaum zu beeindrucken sind, besteht die Möglichkeit, in den Hintergrund zu treten und mit dem Messer anzugreifen. Der Stealth-Faktor ist sogar noch größer als beim Vorbild.
Fazit: Einfaches Gameplay mit kleinen Innovationen in 2D. Diese Umsetzung würden wir sogar auf der Konsole spielen.
Fifa 08
EA Mobile
Auch in der Handyversion des populären Fußball- Videospiels sind alle Mannschaften der Bundesliga, vier europäischen Ligen sowie neun Nationalteams vertreten. Und alle sogar mit ihren aktuellen Trikots und Spielern. Die kann man zwar nicht, wie im Original, am Gesicht erkennen, aber die Animationen sind gelungen. Auch sind Schuhe und Stutzen deutlich zu sehen, und wenn sich ein Spieler nach einem Foul auf dem Boden wälzt, tut es einem fast ein bisschen weh. Mit Pass, Flanke, Schuss und Sprint sowie der Grätsche lassen sich zumindest die grundlegenden Aktionen auch auf dem Handy ausführen und damit richtig schöne Spielzüge gestalten.
Fazit: Bietet mehr als erwartet und lässt an der Bushaltestelle sogar ein klein wenig Stadionatmosphäre aufkommen.
Kane & Lynch
Eidos Mobile
Aus dem rabiaten Third-Person-Shooter wurde ein 2D-Sidescroller im Stil von "Double Dragon". Um den "Buddy-Movie"-Charakter des Originals zu erhalten, kann man nicht nur Kane steuern, sondern immer auch auf Lynch wechseln, der mit seinem Snipergewehr Scharfschützen und Kameras ausschaltet. Kane benutzt verschiedene Waffen, aber trotzdem bleiben die Gefechte unbefriedigend. Denn eine Chance auf Deckung gibt es nicht. Man kann sich nur ducken, aber das können die Gegner auch. So steht man immer völlig ungeschützt im Kugelhagel, und es gilt: Wer zuerst schießt, gewinnt. Vielleicht. Mit 38 Leveln ist das Spiel umfangreicher als das Vorbild, aber die Atmosphäre bleibt auf der Strecke. Es ist eben etwas anderes, ob eine coole Sychronstimme sagt: "Halt deine Scheißfresse, Kane" oder ob auf einer Texttafel steht: "*Seufz* Dumme Anfängersprüche."
Fazit: Hat Retro-Charme und greift die Schauplätze des Originals auf - schafft es aber nicht, dessen Spielgefühl einzufangen.
Command & Conquer
EA Mobile
Positiv: Der Strategiespielklassiker ist sauber umgesetzt und die Grafi k einfach klasse. Wie die Soldaten in kleinen Trupps herumlaufen und sich schweres Kriegsgerät bewegt, ist richtig süß. Negativ: Obwohl die Menüs logisch aufgebaut und einfach zu bedienen sind, macht es keinen Spaß, darin herumzuklicken. Und sobald man mehr als eine Truppe hat und der Feind aus mehreren Richtungen angreift, verliert man leider den Überblick.
Fazit: Netter Versuch. Aber so ambitioniert diese Mini-Version auch ist: Strategiespiel klappt nicht auf dem Handydisplay.
Silent Hill
Konami Mobile
Brillant! Auf dem Handy ist "Silent Hill" ein Point-And-Click-Adventure. Per Cursor untersucht man die sepiafarbenen Räume eines alten Waisenhauses, kann gucken, anfassen und sogar schmecken. Das ist mühsamer als mit einer Maus am PC, aber trotzdem spannend. Die Action steckt in einem "Auf Monster zielen"-Minispiel.
Fazit: Ein perfekter Genrewechsel mit morbidem Charme, gruseliger Atmosphäre und blankem Horror wie das Original.
Assassin's Creed
Gameloft
Neben toller Grafi k, die das Gewand des Assassinen Altair im Wind wehen lässt wie echter Stoff, ist die intuitive Steuerung ein Keyfeature der Konsolenversion. Die Steuerung der Handyumsetzung ist sogar so intuitiv, dass man meistens nur "vorwärts" drücken muss. Automatisch springt man über Mauern, klettert auf Häuser und schwingt sich über Abgründe. Fast zu einfach. Wenigstens muss man ab und zu die Richtung wechseln und sich ducken. Mit Ketten zum Schaukeln, Wand-zu-Wand-Sprüngen und beweglichen Leitern kommt aber richtig Abwechslung ins Spiel. Auch das Kampfsystem ist mit Combo-Attacken und Finishing Moves gut gelungen. Nur die im Vorbild aufwendig inszenierten Meuchelmorde der Zielpersonen unterscheiden sich leider kaum vom Erledigen einer Wache. Ein Tastendruck genügt, um ein paar Pixel Blut fl ießen zu lassen. Auf der Flucht kann man sich wie im Vorbild unter eine Gruppe Mönche mischen, um nicht aufzufallen. Super: Der Ritt von Stadt zu Stadt spielt sich wie ein Autorennen aus der Vogelperspektive, und man muss die Spur wechseln, um Hindernissen auszuweichen.
Fazit: Liebevolle Grafi k (Altairs Gewand fl attert in 2D) und clever umgesetzte Spielelemente werden dem Original voll gerecht.
Crash Of The Titans
Vivendi Mobile
Auch Sonys Ex-Maskottchen Crash Bandicoot wirbelt normalerweise in 3D durch die Level seiner Spiele und wurde für die Handyversion platt gedrückt. Das macht ihn aber überhaupt nicht träge: Mit nur einem Knopfdruck kann er Kisten zerschlagen, Äpfel einsammeln und Gegnern in den Nacken springen, um auf ihnen zu reiten. Das macht besonders mit den richtig dicken Brocken Spaß.
Fazit: Extrem einfache Steuerung und bunte Zeichentrickoptik, die dem Spiel noch besser steht als das 3D-Gewand auf Konsolen.
Fight Night
EA Mobile
Der Clou bei "Fight Night” auf der Konsole ist die Steuerung mit dem Analogstick. Auf dem Handy muss man stattdessen Nummern drücken. Auch mit Spott und unerlaubten Kopfnüssen wird der Gegner durch einen simplen Tastendruck eingedeckt. Ist man selber angeschlagen, verschwimmt das Bild, und ein Minispiel bringt den Boxer nach einem Niederschlag wieder auf die Beine. Den Zustand der Boxer an deren Gesicht abzulesen ist in der Handyversion allerdings nicht möglich - die sehen nämlich von Anfang an aus, als hätten sie kurz vor dem Kampf einen schlimmen Unfall gehabt.
Fazit: Steuerung und Optik kommen natürlich nicht an das Hochglanz-Original heran. Das Spiel macht aber trotzdem Spaß.
Tomb Raider
Eidos Mobile
Die 3D-Figur auf dem Handydisplay ist nur dank Zopf und ein bisschen blanker Haut als Lara Croft zu erkennen. Aber wer sonst infi ltriert schon Gebäude bauchfrei und in kurzer Hose? Wie das natürlich viel detailreichere Vorbild aus der Konsolenversion kann auch die kleine Lara schießen, springen, sich rollen und an Vorsprüngen hochziehen. Sogar der Enterhaken hat es aufs Handy geschafft. Doch irgendwie ist das alles zu viel für unser Telefon: Kameraschwenks laufen in Zeitlupe ab, und Kugeln fl iegen, als gäbe es, wie in "Matrix", Bullet-Time. Der Vorteil: Man hat so genügend Zeit, sich wie "Neo" unter den Kugeln wegzuducken.
Fazit: Ist auf den meisten Handys nicht spielbar, aber die Symbian- Version von "Legend" sieht gut aus und läuft flüssig.
Text: Moses Grohé
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Was von Spielen übrig blieb
Ich ertappe mich dabei, dass ich die neue GEE vor allem wegen der iPhone-Seite lese. Jedesmal sind gute Tipps dabei. Spiele wie Hi, how are you etc. Von mir aus könnte diese Rubrik wesentlich mehr ausgweitet werden. Gern auch für Java-Handys, auf denen es auch „erwachsene“ Spielideen zu entdecken gibt (Jamba-Schrott bitte ausblenden, es gibt viele kostenlose Seiten im Web mit Millionen von Apps zu entdecken).
Abseits der klassischen Vertriebswege bieten mobile Spiele den idealen Freiraum für Innovation und kreative Ideen von Künstlern wie Daniel Johnston oder Brian Eno.
Zugebenermaßen langweilt mich die klassische Berichterstattung in der GEE mehr und mehr, Konsolen/PC-Spiele mit den ewig gleichen 4-5 Genres, lediglich eine andere Story oder bessere/schlechtere 3D-Grafiken. Reinste Wiederholungshölle, null Entertainment und passive Berieselung, die kaum etwas mit der Computerspielkultur der frühen 80er zu tun hat.