Zwergenaufstand
Vor einigen Wochen überraschte Blizzard mit der Nachricht, "World Of Warcraft" zu einer E-Sport-Disziplin machen zu wollen. Wie soll das bitte funktionieren? Wir erklären's!
"World Of Warcraft" und E-Sport – eine ungewöhnliche Paarung, denn beim E-Sport sind eigentlich ganz andere Dinge gefragt als in einem Online-Rollenspiel. Um Fairness zu garantieren, braucht zum Beispiel jeder Teilnehmer die gleichen Startbedingungen. Und die Welten von "Warcraft" sind mit ihren unzähligen Charakteren und Berufen diesbezüglich weit von einer egalitären Gesellschaft entfernt. Außerdem benötigt E-Sport ein klares Spielziel und -ende – beides Dinge, die einem MMORPG abgehen. Die Lösung, die sich Hersteller Blizzard ausgedacht hat, ist einfach, aber elegant: Die Charaktere treten in Fünferteams in Gladiatoren-Arenen gegeneinander an. Und zwar ausschließlich die Champions-League der Rollenspieler mit dem maximalen Charakterlevel von 70. Die Arenen greifen Elemente von Egoshooter-Maps auf, wie Türme oder Wassergräben. Ein ausgeklügeltes System sorgt für Chancengleichheit: Nur Teams mit vergleichbarer Stärke treffen aufeinander. Das macht die taktische Zusammenstellung der Truppe immens wichtig. Denn wer siegt, scheffelt zwar besondere Items, der Platz an der Spitze aber ist nicht automatisch für das Team reserviert, das die meisten Kämpfe gewinnt. Nur wer seine Siege auch gegen die besten Kriegergruppen erringt, landet am Ende auf dem Treppchen. Ein kluges Prinzip, das dabei helfen könnte, "WoW" zu einer spannenden und erfolgreichen E-Sport-Disziplin zu machen. Und dadurch frischen Wind in die Szene zu bringen: Denn die drei populärsten E-Sport-Games "Counter-Strike", "Starcraft" und "Warcraft" haben immerhin alle schon fünf bis zehn Jahre auf dem Buckel. Zwei Fragen an Florian Kamolz (26), Moderator und Mitentwickler vom E-Sport-Fernsehsender Giga 2: Was war deine erste Reaktion auf die Hochzeit zwischen "WoW" und E-Sport? Gemischte Gefühle, denn E-Sport ist für mich in erster Linie nicht Spaß, sondern das Messen mit anderen in Wettbewerben. Und das passt nicht zu "WoW". Da Blizzard aber ein sehr ausgereiftes und gut balanciertes Spiel abgeliefert hat, stehe ich dem mittlerweile ausgesprochen positiv gegenüber. Der Altersdurchschnitt beim E-Sport ist relativ niedrig, aber "WoW" spielen auch viele Erwachsene. Bringt das die so genannten Grey Gamer zum E-Sport? Ein Spiel wie "Counter-Strike" erfordert schnelle Reflexe, und die lassen im Alter nach. Selbst ich komm da nicht mehr hinterher. Bei "WoW" stehen dagegen Gruppendenken und taktisches Verständnis im Mittelpunkt. Damit könnten sich Ältere schon identifizieren.