Kontrollwahn
Seit die Wii draußen ist, reden alle nur noch von alternativen Eingabemethoden. Wir wollten wissen: Geht da noch mehr? Und haben mal wirklich alternative Controller-Game-Paarungen zusammengeführt
"Gran Turismo 4", "Soul Calibur 2" und der Gitarrencontroller von "Guitar Hero" Der realste "Driving Simulator" trifft auf den besten Gitarrencontroller am Markt. Gas, Rückwärtsgang, Bremse – ist alles übersichtlich auf die bunten Akkordtasten verteilt. Doch so sehr ich auch an dem weißen Paddel rüttle, mit dem man bei "Guitar Hero" die Seiten anschlägt: Lenken ist bei der Plastikklampfe nicht drin. Trotzdem gelingt es mir, mit meinem Honda ein paar Runden auf dem Trial Mountain Circuit zu drehen. Ziemlich kleine allerdings, denn aus irgendeinem Grund ist das Lenkrad voll eingeschlagen, und ich bekomme es nicht gerade gestellt. Und so fahre ich im Kreis, mal vorwärts, mal rückwärts, eine Runde in nur vier Sekunden, das soll mir erst mal einer nachmachen. Auch bei einer Runde im Prügelspiel "Soul Calibur" sieht es ziemlich gut für mich aus. "Seele her!", ruft mein Charakter seinem Rivalen entgegen – und mit immer dem gleichen Akkord habe ich ihm in weniger als 30 Sekunden das Lied vom Tod gespielt. Erst freue ich mich, dann kommt die Scham. Denn gut sah das nicht aus. Besser werden! Schnell finde ich raus, dass ich mit den Akkordbuttons blocken, treten und schlagen kann. Und mit dem Paddel kann ich sogar ausweichen. So schlage ich ziemlich schnell sogar ein "Perfect!" gegen meinen Rivalen raus. "Metroid Prime", "Super Monkey Ball" und die Donkey Kongas BONK – irgendwie komme ich nicht so recht voran in diesem Egoshooter. Hey, ich bin Samus Aran, die größte Heldin des Universums, und bereit für ein Abenteuer, das meinen Ruhm auf noch mindestens ein Nachbarall ausdehnen soll. Aber ich stehe vor dem allerersten Tor im allerersten Level, auf einer Landeplattform, noch nicht mal in der Raumstation – und komme einfach nicht vom Fleck. BONK, BUNKDIBOINK – die Donkey Kongas wollen einfach nicht mitspielen. BONK – Samus verwandelt sich in einen Morphball. BUFF – Samus schießt. BUNK – die Heldin hüpft hoch. Das war’s. Zielen oder gar laufen ist mit den Kongas einfach nicht drin. Vielversprechender ist da schon "Super Monkey Ball", klar, spielt ja auch ein Affe die Hauptrolle. Die Kongas bringen mich einigermaßen unfallfrei durch das Menü. Okay, ich heiße "AAAAAA" – aber immerhin. Als sich per Plastiktrommeln sogar die lahmen Zwischensequenzen wegbongoen lassen, freue ich mich richtig auf die erste Rollbahn. Ein Fehlstart. Ich spiele die Kongas wie ein Weltmusiker. Doch ich kann nichts als die Ansicht auf die Rollbahn verändern. Ich spiele die Bongos, der Affe ist völlig unbeeindruckt von meinem Spiel, setzt sich gelangweilt hin, bis die Zeit um ist. "Black" und das Force-Feedback-Lenkrad Gentlemen, start your engines … oder lieber doch nicht. Ich gebe Gas. Ein Schuss löst sich. So weit, so gut. Vorsichtig drehe ich das Lenkrad nach links und rechts, Jack Kellar, der Held dieses Egoshooters geht nach links und rechts. Ich trete die Kupplung, schalte durch die Gänge. Nichts. Ich probiere die Tasten in der Mitte des Lenkrads und hoffe, ehrlich gesagt, ganz stark auf den Button mit der Aufschrift "Tuning". Kellar duckt sich, Kellar lädt nach … Kellar langweilt. Bei dreidimensionalen Spielen dreht man also besser nicht am Rad. "Rez", "Ico" und die Tanzmatte "Rez" ist das Spiel, bei dem man eine Figur durch ein Labyrinth schweben lässt und mit seinen Schüssen nicht nur die Feinde vom Himmel holt, sondern auch Beats und Sounds auslöst. Auf der Tanzmatte sähe das im Idealfall so aus: vor, zurück, links, rechts, Wiegeschritt, zielen und die Musik mit seinen lässig ertanzten Treffern aufpeitschen. Eine interaktive Disco. Ist aber nicht so. Die Figur eiert träge über den Schirm, driftet ungewollt ab, und als ich versuche mehrerer Ziele hintereinander zu erwischen, rutsche ich auf meiner Sockendiscoplane rum wie ein Betrunkener auf der Eisbahn. Diese Fußtastenbelegung verlangt nach einem Breakdancer, um gemeistert zu werden. Ganz anders bei "Ico". Die Buttons, die mich eben noch fast zu Fall gebracht hätten, wirken auf einmal so aufgeräumt, so stimmig. Der gehörnte Junge und ich stapfen in diesem Action-Adventure ganz selbstverständlich durch die Gänge der Burg. Ich gehe nach links, er geht nach links. So einfach kann das sein. Als Ico auf Fußtritt sogar den Hebel zum Herunterziehen der ersten Tür betätigt, bin ich restlos verzaubert. Alle sollten ihren Weg mit Ico ab jetzt zu Fuß zurücklegen. "We Love Katamari" und "Tiger Woods ’07" mit dem Shootpad Das Shootpad ist das Olympiastadion unter den Ballcontrollern. Inklusive Schaumstoff-Eckfahnen und ausgebreiteter Spielfeldmatte ist flugs das halbe Wohnzimmer verkabelt. Das verlangt doch geradezu nach dem perfekten Ballspiel. Das verlangt nach "We Love Katamari". Ich trete auf eine Taste der Spielfeldmatte, und wie ein Fußballer vor dem Elfmeter dreht der kleine Prinz eine Runde um den Katamari, als wolle er gucken, ob auch alles okay ist mit dem Ball. Nur so richtig anschieben will er ihn nicht. Also zwei Schritte zurück, und dem ein bisschen lasch aufgepumpten Ballbutton vor mir eine ordentliche Pieke verpasst. Roll, kleiner Katamari! Keine Reaktion. Hmm. In der Hoffnung, doch noch den geheimen Mechanismus zu finden, der den Katamari zum Rollen bringt, massiere ich Zentimeter für Zentimeter des Balls. Drücke und knete jede Stelle. Erst mit dem Fuß, dann auf Knien mit den Händen. Erniedrigend. Und der Prinz? Setzt sich gelangweilt auf seinen Hosenboden. Okay, ich habe verstanden. Zeit, sich bei einer Partie Golf zu entspannen. Kein Scherz, ich hole den Besen aus der Kammer, um dem Ballcontroller ein Ass zu entprügeln. Und, ZACK!, fliegt er tatsächlich los … oder? Mist! Das ist nur die Vogelperspektive, in der die Kamera zum erwarteten Aufschlagpunkt des Balls fliegt. Aber immerhin. Mit dem Digitalkreuz auf der Handsteuerung des Ballcontrollers gelingt ein ziemlich passabler Abschlag. Leider kommt mir der Caddy-Tip in die Quere. Denn den kann man nur per X-Knopf wegdrücken. Und den habe ich nicht. Nicht am Controller und nicht auf der Matte. "Fifa ’07" mit der Lightgun Mit einem Dual-Shock-Controller in Port 1 und der Lightgun in der Hinterhand manövriere ich mich durch das Menü. Das Spiel: Alemannia Aachen gegen Mönchengladbach. Anstoß. Schnell tausche ich das Pad mit der Lightgun. Und … ohhhh. Ohne gültigen Dual-Shock-Controller wird man sofort des Spiels verwiesen. In eine Art Pause-Menü. Zwar funktioniert der Laserpointer, und wenn ich abdrücke, vibriert die Lightgun in meiner Hand. Aber nicht mal mithilfe des Digitalkreuzes auf der Waffe darf ich zurück aufs Feld. Spielabbruch in der ersten Minute. Text: Benjamin Maack, Fotos: Benne Ochs