Nur Fliegen ist schöner
Schon Leonardo da Vinci träumte davon, wie ein Vogel durch die Luft zu fliegen. Dank moderner Technik kann heute jeder abheben – auch ohne Flügel und Pilotenschein
Obwohl dem Erlebnis des Fliegens auf dem Computer entscheidende Dinge wie Geschwindigkeitsgefühl und Fliehkräfte komplett abgehen, erfreut sich die virtuelle Fliegerei per „Flight Simulator“ seit 25 Jahren großer Beliebtheit. Kürzlich erschien der zehnte Teil der Serie. Der Schwerpunkt fliegt hier ganz klar auf Simulation. Alle Schalter, Regler und Knöpfchen, die in einem echten Cockpit zu finden sind, gibt es auch in „Flight Simulator“. Die Auswahl an Flugzeugen ist riesig und reicht vom Ultraleichtflieger bis zum Jumbo. Im Multiplayer-Modus kann man sogar den Kopiloten spielen oder den Fluglotsen im Tower, der sagt, wer wann wo landen darf. Fehlt nur noch, dass man auch Passagier spielen kann. Hmmm, Fensterplatz oder Gang? Ab 60 Euro, www.microsoft.de/games „Pilot Academy“ für die PSP ist ein Ableger der in Japan populären „Pilot Ni Narou“-(Werde ein Pilot)-Serie. Tatsächlich hat die Fliegerei auch im Kleinformat ihren Reiz und überrascht mit umfangreichem Fuhrpark und Terrain. Drei 64 Quadratkilometer große Regionen bieten abwechslungsreiche Szenarien mit beeindruckender Weitsicht. Im Vergleich zum „Flight Simulator“ legt „Pilot Academy“ den Schwerpunkt ein wenig mehr auf Action. So kann man mit Sprühflugzeugen die Weizenfelder im Mittleren Westen düngen oder mit Passagiermaschinen bis zu 300 Personen umherkutschieren. Und wer das alles lahm findet, darf auch mit modernen Militärjets und Kriegsflugzeugen in den Luftkampf ziehen. Circa 45 Euro, www.dtp-ag.com Natürlich kann eine Flugsimulation wie der „Flight Simulator X“ auch ganz normal mit Maus und Tastatur gesteuert werden. Doch das ist nur der halbe Spaß. Ein ganzes Stück realistischer und vor allem spaßiger wird es mit Zubehör wie dem „X52 Flight Controller“ von Saitek, einer Kombination aus Joystick und Schubregler. Blaue Leuchtdioden, mehr als 16 Rädchen, Schalter und Regler, ein gefederter Stick und ein Multifunktions-Display: ein Traum vom Fliegen. Wem das nicht reicht, der rüstet mit den „Pro Flight Rudder Pedals“, Fußpedalen zum Steuern von Ruder und Bremse, weiter auf. Viel mehr darf man sich allerdings nicht ins Zimmer stellen, ohne von Freunden schief angeguckt zu werden. „X52“ circa 140 Euro, „Rudder Pedals“ circa 150 Euro, www.saitek.de Wahre Enthusiasten geben sich nicht mit einem Steuerknüppel und Fußpedalen (siehe links) zufrieden. Sie ziehen gleich ein ganzes Cockpit hoch. Unter „Homecockpit“ und „Simbuilder“ findet man im Internet unzählige Tipps und Anleitungen, wie man dabei vorgehen sollte. Und auch eine ganze Armada an Zubehörteil-Lieferanten kann offensichtlich von den Wohnzimmerpiloten leben - sie bieten sogar komplette Cockpits an. Noch einen Schritt weiter ging der Australier Matthew Sheil: Seit 1998 werkelt er in Heimarbeit an dem Cockpit einer Boeing 747. Dieses stellte er vor kurzem auf eine hydraulische Plattform – und ist seitdem Besitzer eines „Full Motion“-Simulators, der denen von Fluggesellschaften in nichts nachsteht. www.hyway.com.au/747 Nicht jeder ist bereit, seine komplette Freizeit, ein kleines Vermögen und einen Großteil seiner Wohnung zu opfern, um in halbwegs stimmiger Umgebung Hobbypilot spielen zu können. Die Möglichkeit, trotzdem mal im Cockpit zu sitzen, gibt es in Ahaus im Münsterland. Im Freizeitzentrum „Virtual.Aero“ dreht sich alles ums Fliegen. Vier vernetzte Flugsimulatoren werden hier betrieben und können sowohl entspannte Schönwetterflüge als auch rasante „Air Races“ über Städten wie Las Vegas, London, New York oder Berlin simulieren. Überschläge sowohl über die Längs- als auch die Querachse sind möglich. Ein Flug inklusive Einweisung dauert 30 Minuten und kostet sechs Euro für zwei Personen. Die reine Flugzeit: 8 Minuten. Besser als jede Spielhalle. www.virtual.aero Denis Gratton aus Kanada sieht Fliegen anders – mit seinem Video-Modellflugzeug. Der Elektrotechniker hat auf seinem ferngesteuerten Flieger eine Kamera installiert. Das Bild der Kamera wird per Funk an seine Videobrille gesendet. Dadurch sieht Gratton die Welt aus der Perspektive des Fliegers. Die Videobrille wiederum ist mit einem Gyroskop-Sensor ausgestattet, der seine Signale an die Kamera im Flugzeug sendet und diese analog zur Kopfbewegung bewegt. Dadurch hat Gratton am Boden den Eindruck, wirklich im Cockpit zu sitzen. Seit sechs Jahren arbeitet er an dieser Idee. Inzwischen entwickeln Firmen kommerzielle Versionen nach seinem Vorbild, Marktreife etwa in zwei Jahren. Videos seiner Flüge unter www.youtube.com/profile?user=vrflyer Text: Moses Grohé